Die Hölle der anderen

Es gibt in der englischen und deutschsprachigen Literatur zum Thema Kambodscha hauptsächlich Beschreibungen der roten Khmer und die Zeit im Land unter Pol Pot. In der Vorbereitungszeit habe ich es bewusst vermieden, mir die zahllosen Bücher und Berichte zum dunkelsten Kapitel Kambodschas Geschichte durchzulesen.

 

Ich wollte unbelastet den Menschen im Land begegnen. Ich habe mir vorgestellt, dass ein Kambodschaner nur mit 2. Weltkriegsliteratur im Kopf nach Deutschland zieht. Das wäre ebenfalls ein sehr unvollständiges Bild.

Die meisten Kambodschaner streben wohl mehr ein vergessen als ein erinnern an. Im Land selbst wird man als Fremder nur wenig mit der Vergangenheit konfrontiert. Man muss schon bewusst die sehr wenigen Orte des Erinnerns aufsuchen. Eines dieser Plätze ist das Genozid Museum "Toul Sleng".

 

Diese ehemalige Schule in der Mitte der Stadt wurde unter Pol Pot zu einem Verhör-, Folter- und Inhaftierungsstätte. In den viereinhalb Jahren wurden hier ca. 10.500 Menschen eingelocht und umgebracht. Dazu kommen noch einmal ca. 20.000 Menschen, die sofort auf dem Hof der Schule exekutiert worden.

 

In den drei Gebäudekomplexen gab es drei unterschiedliche Unterbringungen, je nach Rang oder Wichtigkeit der Gefangenen. Es gab Einzelräume mit einem Bett, Steinzellen und Holzzellen jeweils für Einzel- oder Gruppenhaft. Die Gruppenzellen waren 2 Quadratmeter groß und hatten einen kleinen Schuhkarton als Toilette. Jedes Gebäude verfügte über Verhörräume, die mit ausgefeilten Folterinstrumenten bestückt sind.

 

Noch heute verbreitet diese Schule einen ganz besonderen Schrecken. Zwischen den duftenden Frangipani Bäumen blickt man in das zweitausend-Yard-Starren der Opfer und Täter auf den verknitterten Photos. Zwischen lärmenden koreanischen Schulkindern bahnt man sich den Weg in die Zellen.

 

Es ist, wie gesagt, nicht mit Deutschland vergleichbar. Auch wenn die Beklemmungen ähnlich sind, wie damals im NS-Dokumentationszentrum in Köln wo Rita gearbeitet hat. Was mich nur wirklich traurig macht ist, dass dieses Land und die Menschen 35 Jahre danach immer noch so viel schlechter gestellt ist als z.B. Deutschland in den 80er Jahren.

 

Einige Bilder aus Toul Sleng habe ich in die Galerie gestellt.

Sie machen nicht gerade frohsinnig.