Brunnen70

Kaum gefülltes Staubecken
Kaum gefülltes Staubecken

Zwischen Rita und mir hat sich ein feststehender Begriff etabliert, der beschreibt, was ich tue, wenn ich mal wieder raus ins Feld zu unseren Projektdörfern fahre:

„Ich stehe neben einem leeren Brunnen.“


So oft wie ich unterwegs bin, kann es ja gar nicht ausbleiben, dass sich Dinge wiederholen oder man Situation regelmäßig erlebt. Bei meinen Besuchen in den Dörfern kommt es, fast schon traditionell, mindestens immer einmal pro Besuch dazu, dass man mir oder dem angereisten Geldgeber einen kaputten oder leeren Brunnen zeigt.

Ich habe inzwischen so oft in die immer gleichen Brunnen geschaut, dass ich einigen von ihnen schon Kosename gegeben habe. Dabei tun meine Kollegen wirklich alles, damit uns nicht langweilig wird. Inzwischen haben wir auch leere Staubecken, Bewässerungskanäle und Teiche im Programm.

Ein Hund schaut mal nach dem Wasser
Ein Hund schaut mal nach dem Wasser

Zumeist beginnt es in dem ein Dorfvorsteher wild gestikulierend knapp zehn Minuten auf die Gästegruppe einredet, bis dann der mitgereiste Übersetzer ungerührt übersetzt:

„Der Brunnen ist leer.“


Auf die besorgte Nachfrage der Geldgeber, was denn nun am besten zu tun sein, wird abermals zehnminütig vorgetragen, bis die etwas verwirrende Quintessenz des Übersetzers folgt:

„Wir brauchen Wasser.“


Die Geldgeber nicken nachdenklich, schreiben sich rasch was in die Kladde und staksen dann davon. Zurück bleiben dann motivierte Fachkräfte wie ich, die in einen leeren Brunnen starren.

Wo immer wir später mal wieder in Deutschland leben werden, eines weiß ich sicher: Wenn wir einen kleinen Garten haben, dann werde ich einen leeren Brunnen aufstellen. Es beruhigt mich inzwischen ungemein daneben zu stehen und so ins nichts zu blicken.

Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.
Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.

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