Mein Viertel / Warten auf Mr. Whiu

You're a kite dancing in a hurricane.
You're a kite dancing in a hurricane.

Schlapp-Schlapp. Schlapp-Schlapp. Meine Füße schlurfen über den hellgrünen Linoleumboden. Es geht ein paar hundert Meter voran. Dann links die Rolltreppe runter. Richtung Flugsteig 5. Immer gerade aus. Ich weiß genau, wie viel Zeit noch bleibt.

 

Inzwischen kenne ich den Don Mueng besser als die Nachbarschaft in der wir wohnen. Ist aber auch keine große Überraschung. Seit mehr als 10 Jahren habe ich in keinem Domizil länger als 2 Jahre gewohnt.

Selbst das Haus in Köln bewohnen unsere sonnigen Mieter inzwischen länger, als wir es jemals getan haben.

 

Es ist, ganz klar, kein Schicksalsschlag, sondern jedes Mal eine gemeinsame bewusste Entscheidung. Wir wollten das so. Wir wollen das so. Doch das ziehen und reisen macht rastlos. Fixpunkte fehlen. Bis irgendwann der grüne Boden im Don Mueng der Fixpunkt ist.

 

Hier ist der Lärmpegel immer gleich hoch. Eine gnadenlose Klimaanlage, das kalte Neonlicht und überall drucken kleine Kassen hektisch ihre Quittungen.

 

Ich genehmige mir um 5 Uhr morgens einen Blaubeersquishy. Ein Getränk welches immer gleich gut passt. Zwischen Halal Food und China Dumplings finde ich einen Donut.

 

Inzwischen kann ich sogar ganz passable Thai. Wichtige Sätze wie „Der Abflug verspätet sich um...“ oder „Letzter Aufruf für Mr. Whiu.“ gehen mir locker über die Zunge. Ich weiß auch nicht, warum immer einer zu spät kommt, der Whiu heißt.

 

Mit den ersten Sonnenstrahlen über Bangkok hebt der Flieger ab.

Immer gerade aus. Ich weiß genau, wie viel Zeit noch bleibt.