Ich habe um die Jahrtausendwende in Hildesheim "studiert". An der Uni gab es knapp 3.500 Studierende, nur 320 waren männlich. Dementsprechend mussten sich die Damen anderweitig beschäftigen. Zum Beispiel mit der Musik.
Damals erstaunte mich, wie viele der angehenden Lehrerinnen, Kulturwissen- schaftlerinnen, Sozialpäda- goginnen etc. den melancholischen Bands aus Großbritannien verfallen waren. Der Britpop war nun endlich auch in Hildesheim angekommen.
Oasis, Blur, Coldplay und Radiohead waren von den Partys nicht mehr wegzudenken. Die Anfang Zwanzigjährigen schauten auf ihren Balkons in die triste Kulisse und wähnten sich in Liverpool oder Manchester.
Das ist lange her. Coldplay füllt zwar immer noch verlässlich die Stadien, wird aber von einschlägigen Musikexperten wie meinem Bruder (Zahnarzthelferinnen- und Beamtenrock) verspottet. Dabei ist mir ein Britpop-Song aus der Zeit bis heute glasklar im Gedächtnis.
Mit "Sing" schuf Travis einen so stupides wie eingängiges Lied. Zu schön um nicht geliebt zu werden, genau der richtige Soundtrack, wenn man im matschgrasgrünen Daewoo Lanos durch die Schuhstrasse holpert.
Ich erinnere mich zurzeit häufig an die simple Botschaft des Liedes wenn ich aus der Ferne Jonathan singen höre. Aus der Ferne deshalb, weil sich der Kleine strikt weigert nur einen Ton über die Lippen zu bekommen, wenn Rita oder ich anwesend sind. Aber mit Nouchine oder Sreyne trällert er alles durch was nicht niet und nagelfest ist.
In der Stimmlage und Fröhlichkeit von Elmo schmettert er mit der Innbrunst von Travis seine "ABC"-Lieder.
Anbei ein kleines Video, in dem man sinnigerweise nichts sieht. Dafür hört man den Vielklang unseres kleinen Usurpators.
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Monika (Mittwoch, 23 Oktober 2013 16:06)
Der evangelische Kirchenchor in Rheinbreitbach ( 18 Frauen, 3 Tenöre) benötigt dringend einen weiteren Tenor. Englischsprechende Bewerber werden bevorzugt)). Wir singen z.Zt. viele Lieder von John Rutter.