Wenn ein Mensch in Kambodscha stirbt, dann gibt es sehr unterschiedlich aufwändige Wege für die Angehörigen damit umzugehen. Dabei liegt es nicht an dem Grad der Spiritualität der Verwandten, sondern schlichtweg an dem zur Verfügung stehendem Geld, wie man darauf reagiert.
Der Cousin unserer Haushaltshilfe Srey Ne ist letzten Mittwoch gestorben. Es gab am Donnerstag eine kleine Zeremonie und die Familie war unter sich. In der gleichen Woche ist ein Mensch aus der Nachbarstraße gestorben und der Kontrast konnte nicht grösser sein:
Die Straße war drei Tage und Nächte mit einem riesigen Zelt versperrt. Im Haus, auf dem Hof und in dem Zelt versammelten sich zu Spitzenzeiten bis zu 250 Menschen. Die Sutras, die überlieferten Reden Buddhas, wurden rezitiert und jeder soll sich an positive, gute Erlebnisse mit dem Verstorbenen erinnern. Zum einen, um dem Toten fröhliche, wertvolle Gedanken mitzugeben. Zum anderen als Reaktion an Stelle des Weinens.
Es galt den Verstorbenen zu begleiten, denn der Stillstand der Atmung ist für Buddhisten nicht der Tod. In dem Leichnam sind vielmehr noch Energien vorhanden, und der Geist muss noch vier Phasen bis zur Auflösung durchlaufen. Der Körper des Verstorbenen sollte daher bis zu drei Tage völlig in Ruhe gelassen werden. Und solange trauert man dann auch.
In Praxis konnten wir so Tag und Nacht zu mindestens Ohrenzeugen dieser besonderen Form der Anteilnahme werden. Stundenlange Reden, monotoner Gesang und natürlich die rituellen Sprachsänge der Mönche.
Es steht uns nicht frei zu werten oder zu scherzen. Man kann nur, ganz nüchtern, wenn um 4 Uhr morgens der Singsang der Mönche über die Lautsprecher ertönt sagen: Es ist extrem laut und unglaublich nah.
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