Wein und Wasser

Tradition im Suff - die Heimat in Köln
Tradition im Suff - die Heimat in Köln

Vor ein paar Tagen waren wir bei Nachbarn zum Geburtstag eingeladen. Die Tochter des Hauses wurde 11 Jahre und man ließ es sich nicht nehmen, dies standesgemäß mit einem großen Fest mit ca. 250 Leuten zu feiern.

 

Wir merkten schnell, dass unsere Grundannahme auf einem „Kindergeburtstag“ eingeladen zu sein komplett falsch war. Das arme Kind durfte gerade mal 5 Freunde in Empfang nehmen, 2 davon waren unsere irritierten Kinder, der Rest der Festgesellschaft bestand aus Rang und Namen des Familienclans.

Wir, als sichtbare Außenseiter, werden zu solchen Gelegenheiten ja immer ganz besonders fürsorglich betreut. Auf solchen Festen gibt es eine ungeschriebene Hierarchie der Gäste: Im Haus der Gastgeber selbst sitzt der engste Familienclan und die Ehrengäste, im Garten (mitsamt Carport) der größere Freundeskreis, im Festzelt auf der Straße die Kollegen und entfernteren Verwandten und vor dem Zelt die Künstler, Fahrer und Bodyguards.

 

Wir wurden ins Haus selbst gelassen und neben dem Chef der Wasserwerke in Phnom Penh platziert. Der stellte sich als trinkfest, redefreudig und wahrer Deutschland-Experte heraus. Seine umfangreichen Erzählungen der Reisen nach Deutschland unterstrich er immerzu mit einem einzigen Handybild der SPD-Parteizentrale in Berlin. Er lobte die Wasserqualität, das umfangreiche Kanalisationsnetz und die vielen Quellen in Süddeutschland. Die Sozialdemokratie scheint in seinen Augen da wahre Wunder vollbracht zu haben.

 

Der aus Frankreich importierte Wein wurde großzügig, wenn nicht geradezu maßlos, unter den Gästen verteilt. Wir lernten einen schönen kambodschanischen Trinkspruch kennen („Morgen ist immer Samstag“)  und verloren nach der  5. Flasche sämtliche kultursensibilisierte Zurückhaltung. Dementsprechend wagten wir uns zum Kreisreigen auf die Tanzfläche. Den Mitgliedern der Liveband stockte angesichts dieses unüblichen Anblicks nur kurz der Atem. Rasch wurden mannigfache Bilder gemacht und unsere Kinder herbei geschoben.

 

Ihre entsetzten Gesichter waren uns Anlass genug auf den kurzen Heimweg aufzubrechen. Ein gelungener Abend, den ich nur vage erinnere. Das verstohlene Lächeln unsere Nachbarn soll mich doch noch lange Zeit erinnern.

Die Wasserwogen im Meer sind groß und brausen mächtig; der HERR aber ist noch größer in der Höhe. PS 93:4
Die Wasserwogen im Meer sind groß und brausen mächtig; der HERR aber ist noch größer in der Höhe. PS 93:4

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