Die im Dunkeln

Armut ist ein relativer Begriff. Der Obdachlose in Deutschland hat mehr materiellen Reichtum als der Straßenbettler in Phnom Penh. Dennoch wird er eventuell mehr seine Armut wahrnehmen, weil er in einer Wohlstandsgesellschaft überleben muss, während der Kambodschaner nur einer von zahllosen Menschen ist, die um ihre Existenz kämpfen.

 

In diesem Land, wo so mancher mit nur einem Dollar pro Tag auskommen muss, gibt es nichts, was die Menschen nicht täten um ein Einkommen zu erlangen.

Bei brütender Hitze am Straßenrand Kokosnüsse verkaufen, tief unten im Abwasserschacht nach Wertstoffen suchen oder für ein wenig Trinkgeld den Fahrern von unübersichtlichen Geländewagen beim Ausparken helfen, jeder erfindet sich jeden Tag neu um an ein wenig Geld zu kommen.

 

Zur Armut hier in Kambodscha gibt es so viele Daten, dass es einen fast erschlägt. So viele Daten und keine langfristigen Lösungen in Sicht. Zum Beispiel sind in Kambodscha 29% der unter 5-jährigen Kinder unterernährt und 4% aller Kinder versterben an den Folgen in den ersten 5 Jahren (2014 GHI, Welthungerhilfe).

 

Diese Kinder sieht man überall auf dem Land und in der Stadt. Sie werden von ihren älteren Geschwistern getragen und zum Betteln an der Straße eingesetzt. Sie liegen bei ihren Eltern im Schoß während diese Schuhe reparieren oder Amulette zum Verkauf anpreisen.

 

Die Armen in Phnom Penh. Man sieht sie nicht, weil es so viele sind. Wenn sich für jeden einzelnen dieser Menschen den man am Tag sieht das Herz regte, man würde schnell an einem Infarkt sterben. So kühlt das Herz allmählich ab und man schaut hinweg.

 

So leben sie im Dunkeln, am helllichten Tage.

There is fiction in the space between
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Kommentare: 2
  • #1

    Monika (Montag, 17 November 2014 16:30)

    Und ich zerbreche mir den Kopf über die Weihnachts-
    geschenke! Dein Bericht über die Armut in Kambodscha hat mich betroffen gemacht.

  • #2

    Gudrun (Montag, 17 November 2014 18:01)

    Mir fällt es leider immer schwerer hinzusehen, weil ich es nicht ertragen kann. Neulich bin ich mit meinem Sohn an einer Menschenansammlung am Freizeitzentrum Moisling vorbei gefahren und er sagte: Was ist denn hier für ein Fest. Es war die Lübecker Tafel, wobei das mit Kambodscha nicht im Entferntesten etwas zu tun hat.