In meiner Kindheit war es immer aufregend wenn Besuch kam. Besuch wohlgemerkt, nicht Freunde. Freunde sind ja einfach: Es gab Essen, Wein und wir Kinder konnten toben und spielen.
Besuch dagegen war oft lange angekündigt. Es wurde tagelang gekocht, Einrichtungsgegenstände verschoben und mein Bruder und ich waren angehalten „ordentlich, artig und vorzeigbar“ zu sein.
Das erlebe ich nun aus der anderen Perspektive. Als Vater eines Sohnes der am liebsten zur Begrüßung „Hallo Schwitz-Busi“ sagt.
Oft sind Freunde bei uns. Es wird gegrillt, gelacht und nur wenn unbedingt notwendig nach den Kindern geschaut. Aber wehe, es kommt Besuch. Dann herrscht Hektik bei uns.
An diesem Wochenende hatte sich Besuch angekündigt. Sehr nette Menschen aus Phnom Penh, mit denen Rita und ich ab und an schon mal Kontakt hatten. Nun klappte es endlich mit der Essenseinladung und wir standen vor einer logistischen Meisterleistung.
Die Kinder wurden zunächst für 48 Stunden aus dem Haus geschafft, damit wir kochen, putzen, umstellen und verzweifeln konnten. Mit der Hilfe von Srey Ne und unserem Notfallbudget konnten wir so wichtige Dinge wie Espressolöffel, Weingläser und Pflanzen anschaffen. Wir wollten, nach anderthalb Jahren, das Haus wohnlich gestalten.
Jeden noch so kleinen Gestaltungsratschlag der alten Martha-Stewart-Ratgeber, die wir mal bei einem Flohmarkt günstig erstanden hatten, wurde sklavische umgesetzt.
Für das Kochen musste mehrmals der telefonische Ratschlag beim Ur-Perser eingeholt werden. So gelang dann am Ende das Kebab bei der Probe am Samstag hervorragend. Am Sonntag, wo es dann eigentlich wichtig war, wurde das Fleisch zäh und hart.
Von solchen kleinen Missgeschicken mal abgesehen, wurde es ein schöner Abend, für den sich die Vorbereitung gelohnt hatte. Die Kinder übertrafen uns dann auch in Benehmen und Vorzeigbarkeit.
Mit der Dankes-Mail heute kam der erlösende Vorschlag, dass man sich künftig als Freunde sehen könne. Das haben wir dann gerne angenommen, mindert es doch den Aufwand beim nächsten Mal erheblich.
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Kilian (Donnerstag, 12 Februar 2015 18:15)
Bei derart aufwendiger Vorbereitung liegt die Vermutung nahe, dass es nicht nur Besuch, sondern gar "hoher Besuch" gewesen sein muss. Egal was es war ... wie schön, dass solche Spitzfindigkeiten unter Freunden genauso egal sind, wie das Vorhandensein von Weingläsern oder Espressolöffeln.