L'aile ou la cuisse

Specktre
Specktre

Darf man über seine Krankheit schreiben? Darf man sich über Zysten in der Brust lustig machen? Sollte man Bilder von sich hochladen, die beweisen, dass man nicht perfekt ist? In meinem Fall lautet die Antwort: Unbedingt!

 

Wer das nicht lesen, belachen oder sehen will, für den gilt wie immer der höfliche Hinweis, dass man ab hier besser nicht mehr weiterverfolgt. Und wer sich das durchliest und mich danach nicht mehr anstellen, beauftragen oder vertrauen will, den brauche ich nicht.

Mir wachsen seit Monaten Brüste. Das ist besorgniserregend, ungewöhnlich, aber vor allen Dingen: lustig. Papa Schwitzbusen ist endlich Teil des (trans)gender mainstream geworden. Feminismus 3.0, wer als Mann Karriere machen will, wird zur Frau.

 

Die ersten Schmerzen, ein Stechen, spürte ich in der Brust vor knapp einem Jahr, als ich Jonathan hoch und ans Herz hob. Da tat was weh.

 

Nach nutzlosen Untersuchungen in Phnom Penh, wo ohne Übertreibung 20-jährige an Ultraschallmaschinen sitzen und erstmal das Ding nicht abbekommen, war im Frühjahr dann in Bangkok die Übeltäter gefunden. Zwei Zysten in der linken Brust.

 

Im Oktober wurde dann zudem festgestellt, dass mir in der linken Brust weibliches Zellgewebe wächst. Weiter Untersuchungen zeigten einen zu niedrigen Testosteron und einen viel zu hohen Östrogengehalt.

 

Im November waren dann eine Reihe von weiteren Untersuchungen dran um all möglichen lebensbedrohenden Szenarien auszuschließen. Aber so weit kam nichts Schlimmes bei heraus.

 

Mir hat sich nur in die Erinnerung eingebrannt, wie ich umgeben von 10 kichernden thailändischen Krankenschwestern und Arthelferinnen in der Mammografie stand. Sie haben sich totgelacht und ich mit ihnen. Ich hätte gerne diesen wunderschönen Moment mit der Familie geteilt.

 

Zwischenstand der Diagnostik ist: Warum wissen wir nicht, aber das Zellgewebe mitsamt der Zysten schneiden wir raus und geben es in die Histologie. OP Termin diese Woche.

 

Ich fliege nach Thailand um mir die Brust verkleinern zu lassen. Ich habe wirklich schon mehr erlebt als ich jemals zu hoffen gewagt hätte.