Albtraumhochzeit

Zwangshochzeit unter den Khmer Rouge
Zwangshochzeit unter den Khmer Rouge

Die Annäherung an die Vergangenheit Kambodschas gestalte ich ja recht defensiv. Ich scheue nach wie vor die Auseinandersetzung mit den Schrecken der Khmer Rouge. Unter anderem deswegen, weil mir die Armut und das Leid der Menschen heute im Land durch meine Arbeit sehr präsent ist.

 

Aber immer wieder kommen wir durch die Arbeit von Rita auf Themen, die man nicht so einfach abschütteln kann. Ein aktuelles Projekt im Museum macht beispielsweise auf den Aspekt der Zwangsheiraten unter den Khmer Rouge aufmerksam. Die Zwangsheirat war ein integraler Bestandteil der Roten Khmer Politik zur Bevölkerung zu erhöhen. Es war damals geplant die eigene Population von 8 auf 20 Millionen Menschen zu erhöhen.

 

So wurden hunderttausende von zusammengewürfelten Paaren unter Androhung von Hinrichtung gezwungen zu heiraten. Dabei waren viele von ihnen bereits verheiratet, nur dass der Partner in den Wirren der Anfänge der Khmer Rouge verschollen war. So war es keine Seltenheit, dass Menschen nach dem Ende der Schreckensherrschaft feststellten, dass sie zweimal verheiratet sind.

Auch das Fehlen jedweder spiritueller Zeremonie bei der Massenhochzeiten wurde für viele zu einer traumatischen Bürde. Als ob der Zwang jemanden zu heiraten nicht schon schlimm genug wäre, ist so das nach buddhistischem Verständnis Fehlen der spirituellen Reinheit und das Fernbleiben der Geister eine lebenslange Strafe für die geschlossenen Ehen.

 

Bis zum heutigen Tage leben einige Menschen mit zwei Familien gleichzeitig unter einem Dach. Der selbstgewählten und der erzwungenen Partner fühlen sich viele gleichermaßen verpflichtet. Sie werden aber weniger und verschwinden aus dem öffentlichen Bewusstsein.

 

Sowieso ist die Mehrehe heute nur noch positiv besetzt. Wohlhabende Menschen unterstreichen inzwischen ihren sozialen Status mit der Versorgung von mehreren Frauen oder Familien. Auch eine Art mit dem Erbe der Khmer Rouge umzugehen.