Vor einigen Wochen habe ich ja schon von einem aktuellen Projekt berichtet, womit sich Rita im Museum befasst. Nun fand vor ein paar Tagen die Eröffnung zu der Sonderausstellung „The Sorrow and Struggle of Women Forced Marriage during the Khmer Rouge Regime“ statt. Es war einerseits eine tolle Erfahrung in den Räumlichkeiten mal endlich eine durch die Kölner Designerin Johanna Quandt hochprofessionell gemachte und sehr ansprechende Ausstellung zu besuchen. Es führte aber andererseits den Schrecken der Zeit so unmittelbar vor, dass man sich wünscht, lieber weniger zu wissen.
Schon bei der formellen Zeremonie wurde es sehr berührend, als die kambodschanische Ministerin ihr Redemanuskript urplötzlich verließ und bewegend von ihrer eigenen Erfahrung unter den Roten Khmer berichtete. Sie erzählte mit leichter Stimme und ernsten Blick von ihrem eigenem Leben, welches nur knapp einer Zwanghochzeit erspart geblieben ist.
Sie habe sich Dreck ins Gesicht und in die Haare gewischt, um unattraktiv zu wirken und nicht verheiratet zu werden. Später gelang ihr dann eine Umsiedlung in einen anderen Landesteil. Mit ihrer Tochter hat sie bis heute nicht vollständig über die Zeit sprechen können. Man sitzt im Publikum und hält es eigentlich nicht mehr aus.
Nebenan sitzen einige der interviewten Personen. Sie haben in intensiven Gesprächen die Unmenschlichkeit der damaligen Zeit deutlich skizziert. Wie sie zum Beispiel gegen ihren Willen geschwängert worden und aus Liebe zu den Kindern beim verhassten Partner geblieben sind, bis der im Lauf der Jahre endlich verstarb.
Die wenigen Textauszüge in der Ausstellung reichen völlig aus. Mehr Grausamkeiten will man lieber nicht erfahren. Es ist schon schwer genug einfach so zur Tagesordnung überzugehen. Letztlich will das nie gelingen.
Vor ein paar Tagen wurden Rita und ich in der Nacht von Schreien in der Nachbarschaft geweckt. Vom Balkon aus verfolgten wir das Drama. Schreien, Tränen und dann Ruhe. Wir wissen nicht, was geschehen ist, aber eindrücklicher als sonst wurde uns gewahr, in diesem Land ist stets mit dem Schlimmsten zu rechnen.