Angkor Wat

Sicherlich, in Phnom Penh haben wir gelebt und in Battambang habe ich am liebsten meine Zeit verbracht, aber der eindrücklichste Ort in Kambodscha ist und bleibt Angkor Wat in Siem Reap. Es ist das einzige Ziel aller Besucher des Landes und es ist in diesem abgewirtschafteten Staat die prächtigste von vielen Ruinen.

 

In Angkor Wat waren ich bislang vier Mal, zuletzt vor ein paar Wochen. Es war der Höhepunkt der Hitzewelle im Land und damit fast menschenleer. Ich konnte beinah ungestört ab 5 Uhr morgens durch die Tempelanlagen streifen.

Angkor Wat ist wunderschön und zugleich für mich ein tragisches Symbol des „Es war einmal“ Lebens hier in Kambodscha. Mir drängte sich immer wieder der Eindruck auf, dass die Menschen im Land regelrecht gefangen in ihrer Vergangenheit sind. Es zeigt sich für mich in dem sehnsüchtigen Rückbesinnen auf einst großmächtige Zeiten des Khmer Reichs, welches meist den Hass auf Vietnam speist, denen man das fruchtbare Mekong Delta abtreten musste.

Oder die Verklärung der kurzen Eigenständigkeit unter König Norodom Sihanouk, die zu einer gesellschaftlichen Blüte führte, aber auch den Separatismus stärkte, der dann in den grausamen Zeiten der Roten Khmer mündete. Es gibt meist nur den Blick zurück, die Angebundenheit an starre Familienbilder und der damit verbundenen Hörigkeit gegenüber der Tradition.

Da wo die Moderne sich breitmacht, geschieht es meist im Exzess und in planlosem Tempo. Man will so werden wie New York, schafft es aber nicht einmal eine Version Manila hinzubekommen. Lediglich in der Korruption sind wir unangefochten. Wir sind auf dem 150 von 168 Rängen im internationalen Transparenzvergleich.

 

Nur an diesem einen Ort ist das alles weit weg. In Angkor Wat schauen mich barbusige Tänzerinnen aus Stein gutmütig an und lächeln einen alle schwermütigen Gedanken weg. Der Dschungel wuchert sich sein Terrain zurück und inmitten von Grillen-, Vögel- und Froschkonzerten tappe ich durch diese spirituelle Pracht.

 

Und nehme Abschied.