Bangkok

You'll never lose, what you'll never found
You'll never lose, what you'll never found

Während ich am Pool döse, planscht Nouchine erratisch durch das Wasser. Erst nach einer guten halben Stunde rufe ich sie zu mir:

„Nunu, was machst Du denn?“

„Ich“, sagt sie, „spiele Feder im Hurrikan.“

 

Dabei kullern glücklich ihre Äuglein und schon springt sie zurück ins Wasser. Unter den Blicken der rosafarbenden Amis und der kettenrauchenden Chinesen verliert sie hier im 26. Stockwerk inmitten Bangkok erst wieder langsam die Orientierung, danach die Schwere und dann jene Nachdenklichkeit, die sie sonst immer begleiten.

Bangkok! Dieser Ort ist tatsächlich wie ein Hurrikan, aber wer in einem Tsunami wie Phnom Penh wohnt, weiß die Ordnung und die Ruhe im Auge des Hurrikans zu schätzen. Alle drei Monate sind wir zwei in den letzten drei Jahren nach Thailand geflogen. Nouchines Augen wurden geprüft und ein bis zwei Nächte Extraurlaub gab es obendrein.

Dabei haben wir Bangkok lieben gelernt. Unsere Freunde Ulli und Annegret wohnen hier, die schmalen Sois bieten abseits des Trubels spannende Einblicke und natürlich war die Abmachung, dass wenn Nunu den Doktor gut übersteht, der Rest der Planung vollkommen in ihrer Hand liegt. Dadurch kenne ich jetzt viele Parks, einige Donutläden und exotischen Zeitvertreib wie zum Beispiel „Snowtown“, ein Indoorschneeparadies.

Nouchine habe ich nach Kräften verwöhnt und nebenbei etwas Abstand zu dem Moloch am Mekong gewinnen können. Während wir entlang den luxuriösen Auslagen in den bombastischen Einkaufsparadiesen geschlendert sind oder am Ende des Tages in angesagten Rooftopbars Fruchtsäfte schlürften, haben wir nebenbei die wichtigen Fragen im Leben gestellt (Nouchine) und allerlei Quatsch erzählt (ich).

Vergangene Woche waren wir ein finales Mal dort. Wir haben die Zeit bis zum letzten Augenblick genossen. Der Abschied fiel sehr schwer. Nach der Landung zur Geisterstunde in Phnom Penh ging es mit dem TukTuk zurück nach Hause. Nouchine saß müde neben mir und blickte in die Nacht.

Ihr kurzes Haar wuschelte im Wind, wie Federn im Hurrikan.

Hier schrieb Mark Ravenhill sein berühmtes Erstlingswerk
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